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Heimatverein Atzendorf
Samuel Benedikt Carsted Club e.V.
Über unseren Namensgeber
Samuel Benedikt Carsted
 
Pfarrer und Chronist in Atzendorf
 
 
 
Der Namensgeber
 
 
CARSTED wurde am 26. August 1716 in Sandau geboren. Er war Feldprediger in den Schlesischen Kriegen 1740 – 42 bis 1744 – 45 unter dem Preußenkönig Friedrich II. („F. der Große“, „der Alte Fritz“).
 
 
Von 1746 bis 1796 war er 50 Jahre lang Landpfarrer und Inspektor in Atzendorf.
 
In der Zeit des Siebenjährigen Krieges, 1756 – 63, verfasste er 1760/61 die
„ATZENDORFER CHRONIK“.
 
 
 
Deren erster Teil 1928 von Eduard Stegmann kommentiert in der Reihe „Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt herausgegeben wurde.
 
Die Chronik ermöglicht einen Blick in ein Bördedorf im 18. Jahrhundert.
 
Carsted starb am 7. Mai 1796 in Atzendorf.
Die Atzendorfer Chronik war nur für den „Hausgebrauch geschrieben
 
Als Pastor CARSTED die Atzendorfer Chronik schrieb, dachte er nicht an eine Veröffentlichung.
So konnte er seine Gedanken und Urteile rücksichtslos dem Papier anvertrauen, hat es aber
andererseits mit Fakten und Daten sehr genau genommen.
 
„Mein Vergnügen ist sonderbar: ich finde es nicht in vollbrachten Werken, sondern in den unternehmenden.
Diese Chronik, die ich schreibe, vergnügt mich unendlich unter dem Schreiben ; ich zweifle aber sehr, ob ich sie selbst nur einmal durchlesen werde.“
 
Auf diese Weise entstand ein umfangreiches Manuskript. Das Gewicht der Handschrift ist dokumentarisch überliefert: Sie wog 8 ½ Pfund.
 
 
 
 
Lebensart in 416 Paragraphen
 
Im ersten Band der Chronik, den der Verfasser in vier Abschnitte mit 416 Paragraphen gegliedert hat, berichtet er „von der natürlichen Lage und Beschaffenheit des Ortes mit den Gebäuden, „Von den Einwohnern, ihrer Lebensart, ihren Gewohnheiten und besonderen Gebräuchen und Verrichtungen“, „Von den Predigern, und was zu ihrer Zeit Merkwürdiges von Jahr zu Jahr vorgefallen und zum Teil von ihnen selbst mit angemerkt worden“ (darin nehmen Carsteds Erlebnisse während der Schlesischen Kriege einen breiten Raum ein) und schließlich „Von der Beschaffenheit eines jeden jetzigen Einwohners, seiner Wirtschaft und seines Lebens, auch einige seiner Vorfahren, soviel man Nachricht davon hat einziehen können“.
 
Ausführlicher als andere Sitten und Bräuche wird in der Chronik eine Bauernhochzeit beschrieben.
Der Chronist hat wohl solche Hochzeiten, an denen er jedesmal als Ehrengast teilnahm, mit Recht für einen festlichen Höhepunkt im Leben der Menschen des Dorfes gehalten.
„Hochzeiten gibt es große, kleine und mittel-mäßige. Die kleinen währen einen Tag, die mittelmäßigen zwei Tage, und die Großen fangenam Dienstag an und enden am Freitagabend oder erst am Sonnabend.“ Das eigentliche Vergnügen bestand im Essen, Trinken und Tanzen. „Auf solcher großen Hochzeit pflegt ein ganzes Brauen Bier verzehrt zu werden. Manche haben 9 kurze Fass dazu aufgelegt und sind damit ausge-
kommen. Gemeiniglich gibt zur Hochzeit der Bräutigam soviel als die Baut, daher werden dazu ein geschlachtet 2 Ochsen, 4 fette Schweine,
3 Hammel, 4 Kälber, 20 Gänse, über einen Schock Hühner. Auch werden zwei ganze Fuhren Mehl, halb Weizen halb Roggen, dazu eingemahlen.“
 
 
 
 
 
Besorgt über „manches freye Urtheil“
            Anm.    (ja, ja es hieß damals Urtheil)
 
Bücher haben ihre eigenen Schicksale – so auch die Handschrift der Atzendorfer Chronik.
Der altgewordene Pastor schenkte das Manuskript, aus dem er zuweilen seinen ver-trautesten Freunden vorgelesen hatte, seinem Adjunkten SCHÄFER, der ihn in den letzten Lebensjahren im Pfarramt unterstützt hatte.
 
 
 
Als SCHÄFER in seine Heimat zurückging, nahm er die Chronik mit. CARSTEDS Nach-
folger, Pastor RÖNNICK, beschwerte sich darüber beim Konsistorium und forderte die Rückgabe der Handschrift an die Atzendorfer Pfarre. Im Ergebnis des Streites der beiden geistlichen Herren wurde das Manuskript vom Konsistorium eingezogen. Dabei ging der zweite Band verloren und der erste Band geriet unter Verschluss.
 
 
 
Das Konsistorium traf diese Entscheidung, „um zu verhindern, dass nicht manches freye Urtheil über Staatsbegebenheiten und merk-würdige Personen öffentlich bekanntgemacht werde“.
 
„Merkwürdige Personen“ – das waren damals die Personen des öffentlichen Lebens.
 
Der Verlust des zweiten Teils der Handschrift bleibt immer zu beklagen.
CARSTED hat darin eine Geschichte des Siebenjährigen Krieges mit seinen Auswirkungen auf das Schicksal Atzendorfs und seiner Bewohner geschrieben – eine Kriegschronik, die sich wahrscheinlich in wesentlichen Punkten von der preußischen Geschichtsschreibung unterschied.
 
Die „Atzendorfer Chronik“ erschien erst 1928 im Druck, fast 170 Jahre nach der Niederschrift.
 
 
 
Das Manuskript wird im Staatsarchiv Magdeburg aufbewahrt: Als der Bearbeiter, der pensionierte Lehrer und Heimatforscher EDUARD STEGMANN (1862 – 1936) das Vorwort zur Chronik schrieb, äußerte er noch die Hoffnung, der zweite Teil könne irgendwann und irgendwo aufgefunden werden.
 
Diese Hoffnung muss wohl begraben werden.
Aber hoffen darf man, dass in nicht allzu ferner Zeit CARSTEDS Beschreibungen des Dorflebens aus dem Heimatkunde- und Geschichtsunterricht in den Dörfern der Börde nicht mehr wegzudenken sein werden.
 
                                                                                                                                                                                          

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